A Sermon preached on February 8th,
Epiphany V at the Old Catholic Friedenskirche, Wiesbaden
1
Corinthians 9:16-23, Mark 1:29-39
Es
freut mich sehr dass wir heute als Anglikaner & Alt Katholiken gemeinsam
Gottesdienst feiern können und dass wir nach etwa zweijähriger Unterbrechung
diese gute Tradition wieder aufnehmen. Und ich bin Klaus auch dafür dankbar
dass ich heute in der Friedenskirche predigen darf. Ich hoffe nur dass er
sich später nach der Predigt immer noch darüber freut.
Mein
Thema heute Morgen ist „Freiheit.“ Wir haben in letzter Zeit den Begriff
Freiheit viel und oft gehört, leider muss ich fast sagen. Denn der Angriff auf
die Redaktion der französischen Zeitschrift Charlie Hebdo war ein
Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit. Die sich jetzt auflösenden PEGIDA
Demonstranten beriefen sich ebenfalls auf die Meinungs- und
Versammlungsfreiheit. Für unsere Gesellschaft und Kultur stellt die Freiheit
ein großes und schützenswertes Gut dar, auch
wenn man leider gelegentlich das Gefühl hat, dass manche Freiheit geopfert
werden soll, um die Freiheit zu schützen. Für die säkulare Gesellschaft ist Freiheit
überwiegend etwas Individuelles: es geht um Rechte und insbesondere um das
Recht sich und seine Träume voll ausleben zu dürfen. Was natürlich eine
Illusion ist denn nur im Lied von Reinhard Mey und dann auch nur über den
Wolken mag die Freiheit grenzenlos sein. Hier auf Erden findet die Freiheit
immer Grenzen in der Freiheit der anderen. Das freie Unternehmertum findet
seine Grenzen in der Koalitionsfreiheit der Gewerkschaften. Die
Religionsfreiheit findet ihre Grenzen in der Meinungsfreiheit. Und ich habe ein
großes Problem mit den Versuchen unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit ein
Recht auf Diskriminierung zu verankern, wie es manche konservative Christen in
England oder den USA anstreben.
Für
den Apostel Paulus auf jeden Fall scheint die Freiheit nicht grenzenlos. Im
Gegenteil. Im heutigen Auszug aus den ersten Korintherbrief klingt Paulus zeitweilig
eher wie ein getriebener als ein freier Mensch. „Ein Zwang liegt auf mir. Weh
mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (9:16) Wo bleibt denn der freie
Entschluss? Nun der Zwang den er erlebt,
ist kein äußerer, sondern ein innerer Zwang. Er muss deswegen das Evangelium
verkünden, weil es Ausdruck und Bestandteil des Christseins ist. Dabei spielen
natürlich seine eigene Erfahrungen und seine eigene Begegnung mit Christus auf
dem Weg nach Damaskus eine Rolle. Die Begegnung war so voller Freude, sie hat
ihn so sehr geändert, dass er nicht umhin kommt, möglichst viele Leute an
dieser Freude teilhaben lassen zu wollen, andere persönlichen Wünsche oder
Ziele treten zurück.
Später
im Text wird noch deutlicher, dass Paulus bereit ist, bewusst und freiwillig
auf seine individuellen Freiheiten zu verzichten, um des Evangeliums willen. „Da
ich also von niemand abhängig war, habe ich mich für alle zum Sklaven gemacht“
(9:19) ist seine etwas drastische Beschreibung. Er verstellt sich, aber nicht
seine Botschaft, um möglichst viele Leute mit dieser Botschaft erreichen zu
können.
„Den
Juden bin ich ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen.“ (9:20) Paulus war Jude,
und wie wir anderswo lesen können, auch mächtig stolz darauf. Was er hiermit
meint, ist dass er bereit war in die Synagogen zu gehen und sich dabei der Disziplin
der Synagoge zu unterwerfen, was manchmal in Schläge ausartete, damit seine
jüdischen Brüder und Schwester die Botschaft Christi hören könnten. Ebenso war
er bereit, obwohl aus seiner Sicht als Christ davon befreit, sich an den
Feiertags- und Essensgesetzen zu halten, um mit ihnen im Gespräch zu bleiben
und um keine Kommunikationshindernisse aufzubauen.
Im
Umgang mit nicht-Juden, mit den Gesetzlosen, passt er sich aber auch an. Auch
mit ihnen verkehrt er ohne Scham, er isst und trinkt mit ihnen, da er sonst
keine Chance hat, Ihnen die gute Nachricht vom Leben, Tod und Auferstehung Jesu
zu überbringen. Die Botschaft bleibt gleich, nur der Bote ist wendig und
flexibel: „Allen bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.“
(9:22)
Was Paulus
dazu motiviert, ist die persönliche Befreiung, die er erlebt hat. Seine
Begegnung mit dem Herrn war eine Befreiung von Hass – von seinem Hass auf
Christen, von seinem Hass auf Christus, und wohl auch von seinem Hass auf sich
selbst. Er wurde dadurch auch von Angst befreit, von der Angst vor dem Tod oder
vor einer Bestrafung.
Im
heutigen Evangelium nach Markus hörten wir auch wie befreiend Jesus wirkte. Die
Menschen in Kapernaum wurden von ihren inneren Dämonen befreit, von allen was sie
krank machte, und von allen was Angst machte. Die ganze Stadt versammelt sich
deswegen vor der Haustür von Simons Schwiegermutter! Leider muss Jesus dennoch
viele zurücklassen, damit seine heilende Botschaft weiter kommt: über Kapernaum
hinaus, in die benachbarten Dörfer, durch ganz Galiläa, in ganz Israel und
schließlich in die ganze Welt. Auch Jesus ist getrieben – von seiner Mission.
Was
wir anzubieten haben als Christen ist ein anderes Freiheitsverständnis. Zum
einen bieten wir das Gefühl der Befreiung an – um wieder die Worte von Reinhard
Mey aufzugreifen: „Alle Ängste alle Sorgen, sagt man, bleiben darunter
verborgen und dann würde was uns groß und wichtig erscheint plötzlich nichtig
und klein.“ In Christus sind die Ängste und Sorgen nicht nur verborgen, sondern
uns genommen. Und es stimmt auch, dass vieles was uns groß und wichtig erscheint,
z.B. Erfolg oder Reichtum, plötzlich nichtig und klein ist im Vergleich zu dem
was uns Gott anzubieten hat: seine Liebe. Die Anhänger der Befreiungstheologie leiten
daraus auch ein göttliches Mandat ab, dort wo Willkür, Macht und Ungleichheit
herrschen, statt Liebe und die Achtung vor Gottes Ebenbild – den Menschen, sich
auch für die soziale und politische Befreiung einzusetzen – und die Bibel ist
auch darin klar, dass Gottes Gebote nicht nur im Jenseits zu gelten habe.
Als Christen glauben wir aber auch an die
persönliche Freiheit, wir glauben das Gott uns alle mit einem freien Willen
ausgestattet hat. Dennoch gibt es für jede und jeden von uns eine Bestimmung,
und Gott wird nicht müde uns darauf hinzuweisen. Ob wir ihn folgen ist aber
immer unsere Entscheidung, so wie es auch unsere Entscheidung ist, ob wir die
Beziehung, die Gott uns anbietet eingehen oder nicht.
Eine
Bestimmung für alle Christen, ist die Bestimmung die Paulus in dieser Passage
vorlebt: das Evangelium zu verkünden. Was bedeutet es für uns, „allen alles zu
sein?“ Wie der Apostel müssen wir die Menschen suchen, wo sie sind. Es reicht
nicht drauf zu warten, dass sie durch die Tür der Kirche kommen. Und die meisten
von Ihnen, vielleicht von Klaus und mir abgesehen, verbringen ja weitaus mehr
Zeit außerhalb dieses Gebäudes. Wir müssen ihre Sorgen kennen, wir müssen
verstehen wie sie die Welt sehen, wir müssen ihre Geschichten kennen, und wir
müssen ihnen vielleicht auch ganz konkret helfen, bevor wir unsere große
Geschichte von dem Befreier, Jesus Christus, erzählen können.
Es
ist nämlich die befreiende Wirkung seines Lebens, Todes und seiner Wiederauferstehung,
die uns erlaubt ein Leben ohne Angst und ohne Schuld zu leben, ein Leben für
Gott und für die Menschen zu leben: oder um es ganz einfach auszudrücken, die
uns erlaubt das Menschsein voll auszuleben. In dem Sinne ist doch sowohl über
als auch unter den Wolken für Christen die Freiheit doch grenzenlos. Lasst uns
diese Freiheit mit allen teilen.
Amen.
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