A Sermon preached in German on the Third Sunday in Lent,
19th March at the Old Catholic Friedenskirche, Wiesbaden
Exodus
17:3-7, Romans 5:1-8, John 4:5-42
German Original (English summary below):
An
welches Thema denken Sie, wenn Sie die heutigen Lesungen anschauen? Zuerst
wahrscheinlich an Wasser. In der Lesung aus Exodus hörten wir zunächst von
einem Streit um Wasser, dann davon wie Moses mit Hilfe seines Stabes fließendes
Wasser aus einem Felsen hervorbringt. Und im Johannes Evangelium trifft Jesus
eine samaritische Frau am Jakobsbrunnen, und führt mit ihr zunächst ein
Gespräch über Wasser. Wasser passt ja auch gut als Thema in die Fastenzeit, wo
wir sicherlich alle Wein und Bier zugunsten von Wasser aufgegeben haben, oder?
Und nach der sehr langen Lesung aus dem Johannesevangelium habe ich das Gefühl
ganz dringend ein Glas Wasser zu brauchen.
Wasser
ist für uns alle lebensnotwendig. Dort wo Wasser rar ist, z.B. im mittleren
Osten, und nicht nur in der Wüste wo die ganze Gemeinde der Israeliten umherzieht, wird Wasser oft
zum Gegenstand von Streit und Kämpfen. Wasser … und nicht nur Wissen … ist
Macht. Daher behält, wie eine Gruppe von uns letztes Jahr vor Ort in Israel und
Palästina sehen konnte, die israelische Besatzungsmacht im Westjordanland die
Kontrolle über die Quellen und den Zugang zu den Wasservorräten. Weder die
Teilung, noch die Verteilung schien uns aber richtig fair zu sein. Auch heute
noch „dürstet ein Volk nach Wasser.“
Es
geht aber in den Lesungen nicht wirklich um Wasser. In Exodus ist Vertrauen,
besser mangelndes Vertrauen das Thema. „Das Volk dürstete dort nach Wasser und murrte
gegen Mose.“ (Exodus 17:3) Man traute also den Anführer nicht mehr. Das Volk
murrte aber nicht nur gegen Mose. Die anglikanische Leseauswahl für heute fängt
früher an, mit Vers 1. Dort lesen wir wie Moses sagt: „Was streitet ihr mit
mir? Warum stellt ihr den Herrn auf die Probe?“ Die Israeliten sind gar nicht
so lange unterwegs, aber bei jedem kleinen Problem fängt das Murren an. Wir
werden verhungern, wir werden verdursten, Gott ist nicht in unserer Mitte. Es
scheint, dass die Jahrhunderte der Knechtschaft ihnen das Selbstvertrauen und auch
das Vertrauen in ihrem Gott sehr geschwächt haben. Die Exodus-Erzählung beginnt
ja in einer Situation äußerster Unterdrückung und Gottverlassenheit. Sie endet
dagegen in einer Situation innigster Gemeinschaft mit Gott, der inmitten seines
Volkes wohnt, im Bundeszelt. Aber dazwischen – verursacht durch Angst, Zweifel,
Misstrauen, und teilweise schlicht Erschöpfung - gibt es 14 Szenen des Murrens,
wie diese. Die Befreiung aus Ägypten war allein wohl noch nicht ausreichend, um
das Vertrauen, die Beziehung zu Gott wieder herzustellen. Die Entfremdung
zwischen Mensch und Gott war noch nicht überwunden und führte, wie wir hörten,
auch schnell zur Entfremdung unter Menschen.
Auch
im Johannesevangelium ist Wasser nur eine Metapher, und zwar für das neue
Leben, das Jesus als Geschenk für alle mitbringt. „Wer von diesem Wasser
trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm
geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich
ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben
schenkt.“ (Johannes 4:13-14) Nur wird Jesus und seine frohe Botschaft anfangs
von der Frau am Brunnen genauso wenig verstanden, wie später von seinen
Jüngern, wenn Jesus vom Essen oder von der Ernte redet. Das ständig aneinander
Vorbeireden könnte fast komisch sein. Wenn das Thema nicht so Ernst wäre. Diese
mangelhafte Kommunikation ist nämlich ein Zeichen der Entfremdung zwischen Mensch
und Gott. Jesus wurde geschickt, um diese Trennung zu überwinden, zu
überbrücken. Man versteht aber nicht, dass Jesus sich als Zugang zu Gott als
Quelle des Lebens bietet. Auch die Speise, „die ihr nicht kennt,“ später von
ihm als das Brot des Lebens bezeichnet, ist er selbst.
Aber
auch im Evangelium geht es um die Entfremdung unter den Menschen, hier zwischen
den Samaritern und den Juden. „Wie kannst du als Jude mich, eine
Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den
Samaritern.“ (Joh. 4:9) Obwohl die
Glaubensgrundsätze und –praktiken sehr ähnlich waren, stritt man sich
insbesondere um den richtigen Ort zum Beten: „Unsere Väter haben auf diesem
Berg Gott angebetet; Ihr aber sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten
muss.“ (Joh. 4:20)
In
seinem Gespräch mit der samaritischen Frau, weist Jesus auf den Weg aus dieser
Entfremdung, aus dieser Feindschaft untereinander. Zwar kommt das Heil, nämlich
Jesus, von den Juden, bleibt aber nicht auf die Juden beschränkt. Gott ist für
alle da ist, Gott ist überall präsent, und Gott kann an jedem Ort angebetet
werden kann: „Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren
Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der
Vater angebetet werden. Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im
Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Joh. 4:23-24) Der Weg zu Gott führt über
ihn – und wie wir hörten, kamen sehr viele Samariter zum Glauben an Jesus,
sowohl durch das Zeugnis der Frau vom Brunnen, die erste christliche Missionarin
der Bibel, als auch durch die Begegnung und das Gespräch mit Jesus.
Da
sollten wir Christen aber nicht zu kritisch sein mit den Samaritern und Juden.
Damals ging es um den Wettstreit zwischen den Bergen Gerizim und Zion. Bei uns
gab es aber auch lange Streit um den richtigen Ort oder die Quelle des Heils.
Jahrhunderte lang stritten wir sozusagen um Konstantinopel oder Rom, Wittenberg
oder Genf, Canterbury oder Rom. Gott sei Dank gibt es zwischen uns keinen
Streit. Man kann Gott sowohl in der Schwalbacher, wie auch in der Frankfurter
Straße treffen und anbeten, und nicht nur dort!
Unsere
Aufgabe als Christen ist die Versöhnung, Mensch mit Gott, Mensch mit Mensch. Unsere
Aufgabe ist es, die Sprachlosigkeit und fehlende Kommunikation zu überwinden. Wie
die samaritische Frau sollen wir zu den Leuten laufen und sagen: „kommt her,
sieht, hier ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe“ und mir
einen neuen, besseren Weg weist. Nur, besonders glaubwürdig waren wir nicht,
als wir einander noch spinnefeind waren. Daher ist es besonders erfreulich, dass
das diesjährige Reformationsjubiläum, den 500. Jahrestag des legendären
Lutherischen Thesenanschlages in Wittenberg, nicht dazu genutzt wird, um das
Trennende zu betonen, sondern bewusst als Fest der Versöhnung gestaltet wird. Bereits
letztes Jahr stimmten die Mitgliedskirchen der ACK ein gemeinsames,
ökumenisches Wort zur Reformation ab und zu. Es heißt: Versöhnt miteinander.
Ende Januar fand im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen ein Gottesdienst
aller ACK Mitglieder in der Stadtkirche in Wittenberg statt, das Motto war: „Versöhnung
– die Liebe Christi drängt uns.“ Zum ersten Mal seit der Reformation predigte
dort, in Luthers Kanzel, ein katholischer Bischof. Und letztes Wochenende fand in
Hildesheim der große Versöhnungsgottesdienst zwischen der römisch-katholischen
Kirche und der EKD statt.
Warum
ist das wichtig? Weil nur versöhnt miteinander sind wir glaubwürdige Zeuginnen
und Zeugen für Jesus Christus und für seine frohe Botschaft der unbedingten
Liebe Gottes. Die Welt braucht Versöhnung heute mehr denn je. Die Entfremdung
der Menschen untereinander nimmt zu, nicht ab. Sie hat auch ihre Ursache in der
Entfremdung von Gott und von Gottes wahrer Natur, der Liebe. Wie Paulus den
Christen in Rom erklärt, „gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit
Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ (Römer 5:1) Wir sind also versöhnt. Nun
gilt es, diese Versöhnung vorzuleben und zu teilen, damit, um das Pauluswort
etwas abzuwandeln, die Liebe Gottes, die wir als Jesus Christus kennen, in alle
Herzen ausgegossen wird und alle Herzen verwandeln kann.
Amen.
English Summary:
Water is probably the first topic you think about when
you read today's readings. In Exodus: a quarrel about water, then Moses producing
flowing water from a rock. In the Gospel of John: Jesus’ encounter with a
Samaritan woman at the well and their conversation about water. Water and Lent
go together well too: giving up wine and beer in favour of water.
Water is vital. Where water is rare, e.g. the Middle
East, often the object of strife and struggle. We saw this last year on our
pilgrimage to the Holy Land. The Israeli occupation forces in West Jordan control
access to the water resources. Not always equitably: Even today, "a people
thirst for water."
But the readings are not really about water. In Exodus
more about lack of trust: "But the people thirsted there for water; and
the people complained against Moses." (Exodus 17: 3) Not only Moses, see
verse 2: "Why do you quarrel with me? Why do you test the Lord?" It
doesn’t take the people long to start complaining: We will starve, we will die
of thirst, God is not in our midst. The centuries of slavery in Egypt have destroyed
both their self-confidence and confidence in God. The Exodus narrative begins in
a situation of oppression and distance from God. It ends in a situation of
intimate communion with God, who dwells in the midst of his people. In between
- caused by fear, doubt, mistrust, and exhaustion - 14 scenes of complaint. The
liberation from Egypt did not fully restore their relationship with God. Alienation
- between humanity and God, among the people – remained.
In John water also only a metaphor for the new life
that Jesus brings as a gift for all. “Everyone who drinks of this water will be
thirsty again, but those who drink of the water that I will give them will
never be thirsty. The water that I will give will become in them a spring of
water gushing up to eternal life.” (John 4: 13-14) Sadly neither Jesus, nor his
good news are understood at first, nor do Jesus# disciples understand Jesus when
he speaks of food or of the harvest. They talk past each other. This mis-communication
is a sign of alienation between humanity and God. Jesus sent to overcome and
bridge this separation. They don’t understand that Jesus offers himself as a
gateway to God, to the source of life.
Gospel also describes alienation within humanity, between
Samaritans and Jews. “How is it that you, a Jew, ask a drink of me, a woman of
Samaria? (Jews do not share things in common with Samaritans.)” (John 4: 9) Their
beliefs and practices were very similar. The right place of worship was the big
difference: “Our ancestors worshiped on this mountain, but you say that the
place where people must worship is in Jerusalem." (John 4:20)
Jesus shows the way out of this alienation and enmity. Salvation,
i.e. Jesus, may come from the Jews, but not restricted to them. God is for everyone,
God is present everywhere, and God can be worshiped in any place: "But the
hour is coming, and is now here, when the true worshipers will worship the
Father in spirit and truth, for the Father seeks such as these to worship him.
God is spirit, and those who worship him must worship in spirit and truth."(John
4: 23-24) Jesus is the path to God. Many Samaritans came to believe in Jesus
through the woman’s testimony – she is the first Christian missionary – and through
the personal encounter with Jesus.
We Christians should not be too critical of the
Samaritans and Jews. They argued about Mount Gerizim vs Zion. We had our own disputes
over the right place or source of salvation. Constantinople vs Rome, Wittenberg
vs Geneva, Canterbury vs Rome. At least we have no such dispute: God can be worshiped
both the Schwalbacher, as well as in the Frankfurter Straße, and not just
there!
Christians are tasked with reconciliation, of humanity
with God, within humanity.
We must overcome speechlessness and lack of communication.
Like the Samaritan woman, we should run to the people and say, "Come and
see a man who told me everything I have ever done," and has shown me a new
and better way. We were just not particularly credible, when we were fighting
one another.
It is particularly gratifying that this year's
Reformation anniversary, the 500th anniversary of Luther nailing the 95 theses
to that door in Wittenberg, does not aim to emphasize division, instead it is
celebration of reconciliation. Last year the member churches of the ACK
approved a joint on the Reformation entitled “Reconciled with one another.” In January,
the central service for the week of prayer for Christian Unity was in
Wittenberg. For the first time since the Reformation, a Catholic bishop preached
from Luther's pulpit. Last weekend, in
Hildesheim, there was a reconciliation worship service between the Roman
Catholic Church and the EKD.
Why is this important? Because only when we are reconciled,
can we be credible witnesses for Jesus Christ and for His good news. The world
needs reconciliation more than ever. Alienation and division are increasing,
and one cause is our alienation from God and from God's true nature, love. Paul
tells the Christians in Rome: "Since we are justified by faith, we have
peace with God through our Lord Jesus Christ." (Romans 5: 1) We are
reconciled. Now we just have to live and share this reconciliation so that, paraphrasing
Paul, the love of God, which we know as Jesus Christ, is poured into everyone’s
heart and can begin to transform them.
Amen.
Amen.
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