A Sermon preached in German on 18th March
2018, Lent V, at the Friedenskirche (Alt-Katholisch), Wiesbaden
Jeremiah
31:31-34, Hebräer 5:7-9, Johannes 12:20-33
An English summary follows the German text:
Mir tun die Griechen leid, die, wie wir gehört haben, an Philippus mit
der Bitte herantraten, ‚Herr, wir möchten Jesus sehen.‘ (Joh. 12:21) Zwar kommt
die Botschaft bei Jesus an. „Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus.“
(12:22) Sie werden aber nicht vorgelassen. Jesus scheint nicht gewillt, ihnen
eine Audienz zu gewähren, und antwortet stattdessen, fast ein wenig schroff, „Die
Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird,“ bevor er mit
einer pflanzlichen Metapher fortsetzt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde
fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche
Frucht.“ (12:23-24)
Warum
dürfen die Griechen Jesus nicht sehen? Liegt es daran, dass sie Griechen sind? Sicher
nicht. Gemeint sind ohnehin Menschen, die griechisch sprechen, nicht nur
Hellenen. Es könnten z.B. auch Juden gewesen sein, die griechisch sprachen.
Viele Juden in der Diaspora verstanden kein Hebräisch mehr. Deswegen wurden auch
in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria, alle Bücher der jüdischen Bibel ins
Griechische übersetzt. Wahrscheinlicher ist aber, dass es sich schon um
Nichtjuden handelte, aber um welche die sich dem jüdischen Glauben hinzugezogen
fühlten, sogenannte Proselyten oder auf Deutsch, Hinzugekommene. Und das dürfte
auch der Grund sein für die Reaktion Jesu.
Jesus
lehnt sie nicht ab, ganz im Gegenteil. Schließlich hat er auch im
Johannesevangelium positive Begegnungen mit Nichtjuden, z.B. mit der
Samariterin. Aber zu diesem Zeitpunkt – nach der fast triumphalen Ankunft in
Jerusalem, und kurz vor dem letzte Abendmahl - werden diese Nichtjuden mit ihrem
Verlangen nach ihm zum Zeichen, dass der erste Teil seiner Mission – in Israel
und zu den Juden - vorbei ist. Jetzt geht es um die ganze Welt und um das Ziel,
alle Menschen und Völker zu ihm zu ziehen und durch ihn zu Gott. Bald werden
alle ihn sehen, Griechen wie Juden, und zwar wenn er am Kreuz, für alle sterbend,
über die Erde erhöht wird. Erst durch und nach seinem Tod wird er „alle zu mir ziehen.“
(Joh. 12:32) Sein Tod ist, wie wir aber glauben, nur der Anfang. Darauf weist
Jesus auch mit der Weizenkornmetapher hin: „Wenn das Weizenkorn nicht in die
Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche
Frucht.“
Zumindest
im Johannesevangelium verwendet Jesus immer wieder solche Gleichnisse. Bald –
als Teil seines letzten Gespräches mit den Jüngern – wird er von sich als
Weinstock sprechen (Joh. 15:5): „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer
in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt
von mir könnt ihr nichts vollbringen.“ Auch beim Weizenkorn geht es um reiche
Frucht, aber wie soll das tote Weizenkorn reiche Frucht bringen? Durch das Wachstum
und die Verwandlung des nur scheinbar toten und begrabenen Weizenkorns. Gerade
jetzt, im Frühling, können wir diesen Wunder überall beobachten.
Frühling
ist der Triumph des Lebens über den Tod. Trübe oder zugeschneite Winterlandschaften
verwandeln sich. Überall grünt es und blüht es in einer Art von
Wiederauferstehung der Natur. Frühling ist auch der Sieg des Lichts. Langsam
aber unaufhaltsam sind die Tage wieder länger geworden, und die Dunkelheit des
Winters verschwindet. So wie die neu aus der Erde tretenden Blumen und Pflanzen
uns an die Auferstehung erinnern, so soll auch die zunehmende Helligkeit an die
Aussage zur Ankunft Christi ganz am Anfang des Johannesevangeliums erinnern: " Und das Licht
leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst." (Joh.
1:5)
Mit
dem Bild vom Weizenkorn will Jesus nicht nur auf das Naturschauspiel, und auch
nicht nur auf sich hinweisen. Natürlich dient es, die Ereignisse vom Karfreitag
und Ostersonntag zu erklären – wie der Tod zum Leben werden kann. Aber, wie das
andere Bild mit dem Weinstock zeigt, ist es auch Aufgabe der Jünger und alle
Nachfolger der Jünger, also alle die sich Christen nennen, reiche Frucht zu
bringen.
Zuerst
muss etwas in uns wachsen, der Glaube an den Gottessohn, der uns Menschen so
sehr liebt, dass er bereit ist für alle Menschen in den Tod zu gehen. Und die
Erkenntnis, dass nur sein Weg, der Weg der Liebe, des sich gegenseitig Dienens,
der Selbstaufopferung, ein Weg mit Zukunft und ein Weg des Heils ist: „Wer sein
Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt geringachtet, wird
es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach;
und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der
Vater ihn ehren.“ (12:25-26)
Dieser
Weg kostet Aufwand und Mühe. Nicht mal Jesus fällt es leicht, wie das Gespräch
zeigt, das er mit seinem Vater führt, ein Gespräch das uns an die Beschreibung
der letzten Stunden im Garten von Gethsemane erinnert, so wie sie von Markus,
Matthäus und Lukas überliefert wird. „Jetzt ist meine Seele erschüttert,“ (12:27)
beklagt er sich, bevor er sich daran wieder erinnert warum er in diese Stunde
gekommen ist, um den Namen und das Wesen seines Vaters zu verherrlichen. Eine
Absicht, die durch die Stimme vom Himmel bestätigt und bekräftigt wird.
Eine
solche tiefe Verwurzelung ist zwar Voraussetzung, bringt aber allein noch keine
reiche Frucht. Die Erfahrung, die Erkenntnis, und die Botschaft muss noch
weitergetragen werden. Um im Naturbild zu bleiben, die Weizenkorne müssen weit
gestreut werden, sie müssen ausgesät werden, damit überall, in allen Ländern
und Völkern, und vor allem in allen Herzen neues Leben blüht. Es reicht nämlich
nicht, dass nur die Leute, wie die Griechen im Evangelium, Jesus finden, die
ihn aktiv suchen.
Am
1. Sonntag nach Ostern hören wir immer die Thomasgeschichte aus dem Johannesevangelium,
wie Thomas, „der Zweifler,“ darauf besteht Jesus persönlich zu sehen, bevor er
bereit ist an seiner Auferstehung zu glauben. Jesus zeigt sich, sagt aber auch:
„Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
(20:29) Wie die Griechen und alle die zu ihm, am Kreuz, hingezogen wurden.
Unsere
Aufgabe heute ist es, Jesus erlebbar und im Glauben sichtbar zu machen. Wir
müssen von seiner Liebe und von seinem Opfer erzählen. Wir müssen auch in
unseren Leben und Handlungen, in unseren Kirchen und in der Gesellschaft Jesus in
uns sichtbar und erlebbar machen. Dafür ist es notwendig, die Türen unserer
Kirchen aufzumachen. Nicht nur, um uns gegenseitig einzuladen, nicht nur um alle,
wirklich alle willkommen zu heißen, sondern auch um durch die offenen Türen hinauszugehen,
in die Welt, mit dem Saat des Evangeliums. So, und nur so, bringen wir reiche
Frucht.
Amen.
English Summary:
I feel sorry for the Greeks, who approached Philip with the request, “Sir,
we wish to see Jesus.” (John 12:21). Jesus does not seem willing to grant them
an audience, and instead replies, almost harshly, "The hour has come for
the Son of Man to be glorified," before continuing with a plant metaphor:
" unless
a grain of wheat falls into the earth and dies, it remains just a single grain;
but if it dies, it bears much fruit."(12: 23-24)
Why are the Greeks not allowed to see Jesus? Is it because they are
Greeks? No, anyway “Greek” stands for people who speak Greek. Could be
Greek-speaking Jews, in the diaspora many no longer understood Hebrew. Why
Jewish Bible was translated into Greek in the Egyptian port of Alexandria. Much
more likely that they were Gentiles, who felt attracted to the Jewish faith,
so-called proselytes.
Jesus does not reject them, on the contrary. In the Gospel of John there
are also positive encounters with Gentiles, e.g. with the Samaritan woman. But
at this point in his ministry they become a sign that the first part of his
mission - in Israel and to the Jews - is over. Now his mission is to the whole
world and his goal is to draw all people and peoples to him and through him to
God. When he is raised above the earth on the cross, dying, everyone will see him,
Greeks and Jews. Through his death he “will draw all people to myself."
(John 12:32) And, as the metaphor with the grain of wheat shows, his death is
only the beginning. Jesus also points out with the wheat grain metaphor: " unless a grain of
wheat falls into the earth and dies, it remains just a single grain; but if it
dies, it bears much fruit."
Jesus uses this sort of parable again and again. In last conversation
with the disciples, he will speak of himself as the vine (John 15: 5): " I am the vine, you
are the branches. Those who abide in me and I in them bear much fruit, because
apart from me you can do nothing." The comparison with the grain is also
about bearing much fruit: How can the “dead” grain bring rich fruit? Through
growth and transformation, something we can observe right now, in the spring: Spring
is the triumph of life over death. Spring is also the victory of light. The flowers and plants emerging from the earth
remind us of the resurrection, and the increasing brightness points to the very
beginning of the Gospel of John: "The light shines in the darkness, and
the darkness did not overcome it. " (John 1: 5)
The image of wheat grain is not just about nature, and not just about
Jesus. On the one hand, it serves to explain the events of Good Friday and
Easter Sunday – transforming death into life. On the other, as the vine image shows,
it is also the task of the disciples and all Christians to bring rich fruit.
First, something must grow in us, our faith in the Son of God, who loves
us so much that he is ready to die for all people. And the realization that
only his path, the path of love, of mutual service, of self-sacrifice, is a
path with a future and a path of salvation: "Those who love their life lose
it, and those who hate their life in this world will keep it for eternal life.
Whoever serves me must follow me, and where I am, there will my servant be
also. Whoever serves me, the Father will honour."(12: 25-26) This path is
hard work. Not even Jesus finds it easy: " Now my soul is troubled " (12:27) he laments,
before recalling his mission to glorify the name and nature of his father – as confirmed
by the voice from heaven.
Being rooted in faith is a prerequisite but does not bring rich fruit on
its own. Our experience, knowledge, and message must be transported – like seeds
to be sown so that new life flourishes in all countries and peoples, and in all
hearts. We cannot restrict ourselves to those who already actively seek him, as
the Greeks do.
On the first Sunday after Easter we hear the story of “Doubting Thomas,”
insists on seeing Jesus before he is ready to believe. Jesus shows himself, but
also says, " Have you believed because you have seen me? Blessed
are those who have not seen and yet have come to believe.” (20:29) Just like
the Greeks and all who were drawn to him on the cross.
How can we ensure that people today experience and see Jesus, in faith? We
have to tell his story, speak of his love and his sacrifice. And we must make Jesus visible and
tangible in our lives and actions, in our churches and in society. We need to open
the doors of our churches. Not just to let people in, but also to go out
through the open doors, into the world, carrying the seeds of the gospel. That
is how we will bring rich fruit.
Amen.
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