Thursday, February 9, 2023

Licht werden

Predigt am 8.1.2023 in der alt-katholischen Friedenskirche, Wiesbaden

Jesaja 60,1-6 und Matthäus 2,1-12

Ihr kennt sicherlich den Spruch, seid vorsichtig mit dem Licht am Ende des Tunnels, es könnte ein entgegenkommender Zug sein. Nun denke ich, dass zumindest im Hinblick auf die alt-katholische Gemeinde das Licht am Ende des Tunnels echt ist, damit meine ich die baldige Beendigung der Vakanz, worüber ich mich mit euch sehr freue.

Für viele Leute aber, so war neulich einem Bericht in der Zeitung zu nehmen, fehlt derzeit jegliches Licht. Es überwiegen stattdessen Ängste und Sorgen.

An ein glückliches neues Jahr glaubten, so der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski, aktuell nur wenige Menschen in Deutschland. Bei einer repräsentativen Umfrage bejahten lediglich 35 Prozent der Befragten die Aussage: „Dem kommenden Jahr gehe ich mit großer Zuversicht und Optimismus entgegen. Ich erwarte bessere Zeiten.“ Ein Jahr zuvor sahen sich noch 53 Prozent als Optimisten. Opaschowski sprach von einem „Absturz der Zuversicht.“ Die Gründe kennen wir, es sind u.a. die Nachwirkungen der Pandemie, der Ukraine-Krieg und die wirtschaftlichen Folgen. Viele Menschen machen sich auch Sorgen über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. Eine zweite Frage war, was gibt den Menschen Halt und Hoffnung? Einerseits der Staat, der sich als Krisenhelfer bewähre, sagte der Zukunftsforscher.  64 Prozent der Befragten zeigten sich aber auch überzeugt, dass die Bürger/innen wieder mehr zusammenhalten und sich selber helfen müssen und werden.

Ich bin einerseits positiv überrascht, und auch glücklich, dass so viele Menschen aus dem Handeln unserer Regierung Zuversicht gewinnen, denn ich finde persönlich, dass sie einen guten Job machen, in einer sehr schwierigen Lage. Auch, dass die Möglichkeit der gegenseitigen Unterstützung eine so große Rolle spielt, ist erfreulich.

Enttäuschend ist aber, dass beim Stichwort „Halt und Hoffnung“ weder Glaube noch Religion noch die Kirchen eine Rolle gespielt haben. Wenn es darum geht Hoffnung zu vermitteln, sowie Zusammenhalt und Gemeinschaft zu fördern, müssten wir eigentlich an 1. Stelle stehen. Es ist schließlich unser Auftrag. Das Licht, das beim Weihnachtsfest und bei der Erscheinung des Herrn eine so große Rolle spielt, erhalten wir nämlich nicht nur zum persönlichen Gebrauch, sondern zur aktiven Weitergabe.

In der Lesung aus Jesaja spricht Gott direkt zum Volk Israel: „Steh auf, werde licht, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht strahlend auf über dir.“ (Jesaja 60, 1) Steh auf! – das Volk ist zurückgekehrt, die dunkle Zeit des Exils ist vorbei und Jerusalem steht wieder auf. Werde licht! – werde ein sichtbares Zeichen für den Sieg über Tod und Zerstörung, zeige die Welt was es heißt, wirklich das Volk Gottes zu sein. Dann, so Gott durch Jesaja, werdet Ihr ein Zeichen der Hoffnung, alle werden sich versammeln, nicht nur die Kinder Israels, sondern alle Völker, auch welche wie Midian, die mal die Feinde Israels waren. „Da wirst du schauen und strahlen, dein Herz wird erbeben und sich weiten.“ Das Bild das Jesaja malt ist ein ideales Bild des Zusammenlebens in Frieden, Harmonie und im Wohlstand, aber kein unmögliches.

Auch als die Sterndeuter (oder auch Weisen oder Könige) nach Bethlehem in Judäa kamen – „keineswegs der unbedeutendste unter den Städten“ – war damit das Zeichen verbunden, dass die mit der Geburt des Christus, d.h. des Messias, verbundene Hoffnung, nicht nur für ein Volk, für Israel, sondern für alle Völker und alle Menschen gedacht war. Und damit wurde auch die Prophezeiung aus Jesaja erfüllt: „Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.“

Wie werden wir licht? Später im Matthäusevangelium, in der Bergpredigt, sprach Jesus zu den Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt. ….. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt. 5,14-16)

Zum Lichtsein gehört also das Licht offen zu zeigen und aktiv zu teilen. Dazu gehört als kleines Beispiel auch die Tradition der Sternsinger, die aktiv rausgeschickt werden zu den Menschen, um an den Türen von Häusern und Wohnungen den Segen anzubringen und gleichzeitig für Hilfsprojekte, besonders für Kinder, zu sammeln.

Licht sein heißt z.B. auch aktiv daran zu arbeiten, dass die Kluft zwischen Arm und Reich nicht weiterwächst, sondern verringert wird. Das kann sowohl politisch als auch karitativ erfolgen. Licht sein heißt auch die Menschen in der Ukraine zu helfen und diejenigen, die vor diesem, wie auch vor den vielen anderen Konflikten, fliehen mussten. Licht sein heißt sich klar gegen Versuche zu positionieren, die Geflüchteten und nicht die Fluchtgründe als das Problem darzustellen. Licht sein heißt sicher alle Bemühungen, um einen gerechten Frieden zu unterstützen. Licht sein heißt einfach immer in Liebe zu handeln, damit Gott in unseren guten Taten sichtbar wird. Licht sein heißt es hell werden lassen für andere Menschen.

Licht sein heißt aber auch, aktiv und offen auf das Licht hinzuweisen, woran wir glauben und aus dem wir unsere Kraft und Zuversicht schöpfen. „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ sagt Jesus von sich im Johannesevangelium. (8,12) Es wird nämlich nie reichen, sich nur auf Regierungen oder uns selbst zu verlassen. Wir brauchen Gott und Gott will helfen.

Es war dunkel und finster als Jesus geboren wurde. Die Sterndeuter zogen mit gutem Grund auf einem anderen Weg heim in ihr Land. Die Rückkehr über Jerusalem, und zu Herodes, wäre auch für sie gefährlich gewesen. Kaum war Jesus geboren, schon musste seine Familie mit ihm nach Ägypten fliehen. Danach ließ Herodes die unschuldigen Kinder in Bethlehem ermorden, im verzweifelten Versuch, einen vermeintlichen Rivalen zu stoppen. Und genau dann kam mit der Geburt Jesu Gottes Licht in diese Welt, weil sie dann gebraucht wurde. Auch heute – das zeigt nicht nur die von mir eingangs zitierter Befragung – wird das Licht gebraucht, um Hoffnung zu bringen, die Hoffnung auf eine Veränderung zum Besseren sowohl im eigenen Leben wie auch in der Welt. Jesajas Bild einer friedlichen, wohlhabenden Welt ist möglich, wenn wir so leben wie Jesus uns lehrte und zeigte.

Daher gilt für uns die Aufforderung, steh auf, werde licht. Zeige das Licht in Eurem Leben und trage das Licht Gottes hinaus in die Welt.

Amen.

 

 

 

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